Samstag, 5. Dezember 2015

Die Besteigung des Mount Taranaki

Er thront ganz alleine im Egmont National Park, einer der schönsten Berge, die ich je gesehen hab - Mount Taranaki! Ein Vulkan, der in seiner Form unverkennbar ist, umgeben vom (Wolken-)Meer.

Gestern haben wir uns um halb Acht auf den Weg gemacht um ihn zu bezwingen. Der Besitzer vom Hostel hat uns eigens mit einem kleinen Bus zum Visitorcenter gebracht und uns in der früh eine leckere heiße Schokolade gemacht.
Dort haben wir dann nochmals nachgefragt, wie gefährlich die Bedingungen oben nun wirklich sind. Endlich haben wir eine kompetente Beratung bekommen. Die Frau hat uns gezeigt bis wohin wir wahrscheinlich kommen werden und uns ausdrücklich davor gewarnt nicht auf Schnee zu gehen ohne die entsprechende Ausrüstung (Steigeisen und Pickel).

So machten wir uns um halb neun an den Aufstieg. Nach eineinhalb Stunden auf einer breiten Kieselstraße (eigentlich bereits recht steil) sind wir bei einer  privaten Lodge angekommen. Von dort ging es dann über hölzerne Stiegen, was anstrengender war als es klingen mag, weiter nach oben. Den Stufen folgten zwei lange Geröllfelder. Wir machten davor aber noch eine kurze Pause, um mit selbst zusammengestückeltem Studentenfutter unsere Energie wieder aufzuladen. Das Geröllfeld war das anstrengendste Stück und hat sich ziemlich gezogen. Oft ging man einen Schritt vor und rutschte zwei wieder zurück. Das Wetter allerdings war traumhaft. Es zogen immer wieder Wolken durch, die waren aber schnell wieder verschwunden und gaben unglaubliche Ausblicke frei. Da Taranaki der einzige Berg im Umkreis ist, sieht man über die Wolken,  als würde man im Flugzeug sitzen. Nur in der Ferne ragen ein paar Spitzen des Tongariro heraus.
Nach dem Geröllfeld trennte uns nur noch eine "Kraxelmeile" vom Gipfel. Sie wird "the Lizard" genannt, weil sie einer Echse  ähnelt. Mit Händen und Füßen und unseren letzten Kräften haben wir es bezwungen. Auch ein kleines Schneefeld  (nur ein paar Schritte) haben wir dazwischen überwunden. Auf dem Weg kamen uns schon Leute mit der entsprechenden Ausrüstung entgegen, die uns nochmals warnten nicht ganz hinaufzugehn.
Nachdem wir nun auch die kraxelei geschafft hatten, standen wir vor ein paar weiteren steilen Felsbrocken. Links ragte Fels auf, rechts ging es vielleicht zwei drei Meter hinunter, wo ein Schneefeld sehr steil weiter runter führte. Dieses war also keine Option. So kletterten wir über die Felsbrocken und überwindeten sogar einen leichten Überhang. Dann standen wir alle drei sicher im Krater des Vulkans, der noch gefüllt war mit Schnee. Jedoch zogen in diesem Moment die Wolken herein. In der Hoffnung, dass diese sich wieder verziehen würden, setzten wir uns in den Schnee und jausneten. Zwei Burschen aus South Dakota gesellten sich zu uns. Es war echt lustig, doch leider wurde es dann mit dem Wind ziemlich kalt und wir beschlossen uns an den Abstieg zu machen.

Zuerst überlegten wir auf dem Schneefeld zu rutschen, doch leider war es sogar noch steiler, als es von oben ausgesehen hat und die Sicht reichte nur mehr ein paar Meter. So kletterten wir wieder auf die Felsbrocken. Der Nebel verlieh dem Ganzen einen gespenstischen Ausdruck. Die Kraxelmeile brachten wir recht gut hinter uns. Das Geröllfeld stellte eine lustige Herausforderung dar. Wir rutschten, liefen und kugelten auf den Millionen kleinen und großen Steinen nach unten. Es war anstrengend für die Oberschenkel und forderte Konzentration um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, aber es machte auch richtig Spaß. Gottseidank nahmen wir außer ein paar blaue Flecken und Schürfungen nicht mehr mit hinunter.
So erreichten wir schon bald die Stiegen. Für das letzte Stück von der Lodge hinunter entschieden wir uns für einen anderen Weg als jenen, auf den wir gekommen waren. Dieser war weniger steil, aber dafür wahnsinnig lang. Das letzte Stück führte über gefühlte Millionen Stufen durch einen grünen Wald, wo das Moos nur so an den Bäumen hing und den Wald irgendwie verwunschen aussehen ließ.

Um kurz vor 18.00 kamen wir unten an und wurden von Brett mit dem kleinen Bus abgeholt. Zurück im Hostel lernten wir noch einen Steirer kennen, der in unser Zimmer eingezogen war.

Zusammen gingen wir dann (wiedermal) einen richtig guten Burger essen. Das ist hier irgendwie das einzige was man sich beim Essengehen leisten kann und auch sehr weit verbreitet im Gegensatz zu "normalen" Gasthäusern. Ich aß einen Burger mit einem großen Schwammerl, roten Schalotten, Chimchurri und Blauschimmelkäsesauce drin (abgesehen natürlich vom Fleisch also er war nicht vegetarisch). Statt Radler gab es Cider dazu.

Nach ein bisschen plaudern fielen wir dann schnell ins Bett.

3 Kommentare:

  1. Ihr seid der Wahnsinn. Super tolles Erlebnis, beeindruckend beschrieben. Und vernünftig eure Stärken und Ausrüstung bedacht gemeistert.
    Hut ab vor soviel bewussten und doch bedachten Abenteurerinnen.
    Ich bin echt stolz auf Euch

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  2. Alexander hat schon alles geschrieben, ich könnte es nicht besser ausdrücken ;)))

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  3. Ganz toll habt ihr es, man würde ja glauben ihr kraxelt in Österreich irgendwo herum.Tolle Eindrücke hat man durch eure Fotos von dieser tollen Insel und der Bericht ist super geschrieben, danke dass wir dabei sein können. LG Gerlinde

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