Freitag, 22. Januar 2016

Man geht nicht einfach nach Mordor - DOCH!

Das letzte Wochenende (14.1-17.1) haben wir in Mordor verbracht - besser gesagt einer faszinierenden Vulkanwüste mitten im grünen Neuseeland.

Von dem kleinen Dorf Whakapapa aus sind wir in den Vulkan-Nationalpark gestartet. Der erste Tag war wunderschön sonnig und wir hatten nur 3 Stunden zu gehen. Der Weg war allerdings alles andere als einfach und gemütlich. Wir hüpften über Stock und Stein, balancierten über Baumstämme und kraxelten über gatschige Hänge - kein Wunder, dass da steht "bei Schlechtwetter mit 5 Stunden rechnen". Die Landschaft in der wir uns befanden war aber schlichtweg atemberaubend! Außer den Vulkanen gab es keine Erhöhungen im gesamten Umkreis, nichts wuchs höher als bis zur Schulter. Orangenes Gras, weiße Blümchen und schwarzrotes Gestein begleiteten uns den ganzen Weg.
Als wir uns dann bereits mitten zwischen den Bergen befanden, tauchte auch schon die erste Hütte auf. Die Hütten sind alle recht lieb und einfach gehalten. Es gibt Betten, Tische, Wasserhähne und Gaskocher darin und einen Ranger, der auf alles aufpasst. Wir schlugen unser Zelt auf und machten eine kleine Yoga-Einheit um unsere Beine und Rücken zu dehnen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit malen und entspannen.
Die erste Nacht war die, in der ich am wenigsten und schlechtesten geschlafen habe - das Zelt ist einfach so klein!

Eigentlich wollten wir am Tag darauf bei Sonnenaufgang losmarschieren, um den Besuchern des berühmten Tongariro Crossings zuvor zu kommen, doch leider war das Wetter nicht besonders prickelnd und wir blieben liegen, in der Hoffnung auf Besserung. So brachen wir dann erst gegen 8 Uhr auf, das Wetter hat sich leider nicht geändert. Die ersten 3 Stunden des Tages würden wir mit den Massen am Crossing unterwegs sein, das war ziemlich nervig, da uns ständig jemand überholte - mit 15 kg Rucksäcken geht man doch etwas langsamer.
Ursprünglich wollten wir an dem Tag auch auf den Tongariro oder Mount Ngaruhoe (oder so ähnlich - der Schicksaalsberg) raufgehen,  doch die Sicht war zu schlecht und der Wind viel zu stark. An einem recht ausgesetzten Stück "Devils Staircase" war der Wind so verdammt stark, dass ich mich sogar auf den Boden knien musste, um nicht verweht zu werden! Das war vielleicht eine abenteuerliche Erfahrung!  Leider sahen wir aber durch den Nebel  auch nichts von der Landschaft. Erst als wir wieder hinunter gingen riss die Nebeldecke auf und vor uns breiteten sich türkisblaue Seen in der grau/gelb/braun/schwarzen Gesteinslandschaft aus - ein unvergesslicher Anblick! Wir schlitterten das graue Sand-/Geröllfeld hinunter und machten am Fuße des letzten Sees (bereits abseits der Masse) eine kleine Pause. Der weitere Weg führte uns durch die Wüste. Im Grunde war es hier nur orange, braun und grau. Immer wieder wuchsen Grasbüschel und niederes Gestrüpp. Und auf  diese flache Sandlandschaft haben die Vulkane große, kleine, kantige, runde, schwarz, graue Gesteinsbrocken verteilt, als wären sie kleine Kinder, die vergessen haben aufzuräumen. Einen besonderen Kontrast stellten dazu auch weiße (manchmal auch grüne oder gelbe) Moosflechten dar, die hin und wieder auf den Steinen wuchsen. Die zweite Hütte war noch kleiner als die erste. Da das Wetter nun wieder besser war, ließen wir uns ein bisschen sonnen.

Der Weg am Tag darauf führte uns weiter durch die einzigartige Wüstenlandschaft. Obwohl diese Wüste sämtliche Eigenschaften einer richtigen Wüste aufweist, ist sie keineswegs trocken - ganz im Gegenteil es regnet hier besonders viel! Für uns jedoch war das an jenem Tag schwer vorstellbar, denn es war mörderisch heiß! Nach zwei Stunden Wüste kamen wir dann urplötzlich in einen kleinen Wald, der grüner nicht hätte sein können. Ein Fluss plätscherte fröhlich und Farne und Moose wucherten wie verrückt. Ein schmaler Weg, gerade breit genug für zwei Füße, schlängelte sich bergauf durch die dichten Bäume. Mich beeindruckten vor allem die Stämme, da sie bewachsen von Flechten aller Farben waren.
Die letzte Hütte war riesengroß und neu, es gab sogar Warmwasser und riesige Panoramafenster! Allerdings war hier der Campingplatz am weitesten entfernt.

Der letzte Tag zog sich etwas in die Länge und war nicht ganz so spektakulär wie die vorigen. Wir spazierten wieder durch Steppe, die dann etwas sumpfig wurde, und fügten noch zwei Abstecher zu einem See und zu recht schönen Wasserfällen ein.

Endlich angekommen und frisch geduscht gönnten wir uns dann ein leckeres Steak mit Spiegelei und Pommes! Außer ein paar unangenehmen Aufschürfungen an den Hüften vom Rucksack, haben wir die 4 Tage gut überstanden.

Ich kann diese Wanderung nur weiterempfehlen - viel besser als das Crossing!

1 Kommentar:

  1. Wieder einmal eine extrem beeindruckende Landschaftsbeschreibung. Macht echt Lust alles selbst zu erleben

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